Längere Zeit hat man nun nichts mehr von meiner Seite gehört in den MetalCrew Musiktipps. Nach dem Ende unserer Songs der Woche war ich, um ehrlich zu sein, des Verfassens solcher Artikel ziemlich überdrüssig und habe mir deshalb zunächst mal eine ausgedehnte Auszeit gegönnt. Nun aber habe ich wieder ein paar Tipps am Start, die ich mit euch teilen möchte. Ob ich an jedem Adventswochenende einen Songtipp veröffentlichen werde, weiß ich noch nicht, einige Perlen habe ich aber auf jeden Fall in der Hinterhand.
Den Anfang machen dabei die Heavy Metaller von Icon. Die Gruppe, die nur äußerlich aussah wie ein Haufen Mötley Crüe-Klone, fand sich schon 1979 unter dem Namen The Schoolboys zusammen und obwohl ihre Heimat, Arizona, nun wirklich nicht als Zentrum der Metalszene in den Achtzigern gelten kann, gelang es dem Fünfer tatsächlich, einen Plattendeal mit Capitol Records zu ergattern, bei denen damals auch Acts wie Riot, Iron Maiden und W.A.S.P., wenig später auch Megadeth, unter Vertrag standen. Entsprechend klingt das selbstbetitelte Debutalbum der Amerikaner von 1984 überaus kompetent produziert und abgemischt und auch musikalisch sollte man sich vom einfältigen Look der Truppe keineswegs ins Bockshorn jagen lassen. Zwar bot "Icon" eine Reihe von eher entspannten Nummern, doch rutschte die Scheibe nie ins Poppige ab, sondern enthielt eine recht breit gefächerte Pallette von Spielarten des Heavy Metal. Leicht nachvollziehen lässt sich das an den drei Highlights des Albums: "Killer Machine" ist ein Gute-Laune-Rocker, "World War" eine etwas anspruchsvollere, melodische Nummer, während "Under My Gun" härter zugreift und mit Speed Metal-Anleihen flirtet. Alle drei Stücke sind echte Volltreffer und meine Wahl für den Songtipp fiel rein aus einer Laune heraus auf den erstgenannten Track.
Leider konnte "Icon" allerdings trotz aller Klasse die kommerziellen Erwartungen nicht erfüllen, was schnell zum Niedergang der Band führte. Zwar blieb das Line-up zunächst noch intakt, doch präsentierte man sich schon ein Jahr später auf dem Zweitling "Night Of The Crime" musikalisch grundverändert. Vermutlich unter Druck durch das Label begannen Icon, Musik zu machen, die zu ihrem Glam Metal-Image passte. Das Ergebnis war ein mit Snythesizern zugemülltes Machwerk, das die Härte und das Feuer des Debuts für zuckrige Melodien eingetauscht hatte. Danach war nicht nur der Vertrag mit Capitol futsch, sondern mit Sänger Stephen Clifford und Gitarrist John Aquillino verließen auch zwei musikalische Stützpfeiler die Gruppe. Konsequenterweise verpflichtete die Restband dann auch statt eines neuen zweiten Gitarristen einen Keyboarder, was ihrer stilistischen Entwicklung treffenden Ausdruck verleiht. Das via das (selbstbetriebene?) Minilabel Epilogue Entertainment vertriebene Album "A More Perfect Union" wurde 1987 zum Karrieretiefpunkt. Anzurechnen ist es Icon, dass sie selbst an diesem Punkt noch nicht aufgaben und es irgendwie sogar schafften, für ihren vierten Streich "Right Between The Eyes" einen Plattendeal mit Megaforce Records auszuhandeln, die eigentlich im bedeutend härteren Sektor wilderten und zu dieser Zeit beispielsweise Overkill, Anthrax und Testament betreuten. Entsprechend rafften sich auch Icon noch einmal auf, strichen den musikalischen Zuckerguss samt des Keyboarders und holten sich wieder einen zweiten Sechssaiter an Bord; doch der Zug für die Band war inzwischen abgefahren. Auch das neue Album verfing nicht und die Auflösung folgte wenig später.
Es bleibt also unter dem Strich nur das Debut, mit dem Icon wirklich ein Zeichen setzen konnten. Das dafür knallt auch knapp vierzig Jahre nach der Veröffentlichung noch ordentlich!