Unter den europäischen Landesszenen kann die italienische Metalszene mit einigem Recht als die schwächste bezeichnet werden, zumindest was die großen Staaten des Kontinents anbetrifft. Unter einer nicht überragenden, aber doch zumindest substantiellen Anzahl an Bands aus jenem Land tut und tat sich die überwiegende Mehrheit vor allem mit qualitativ fragwürdigen Outputs hervor; wirklich starke Gruppen sind schon eher mit der Lupe zu suchen.
Man mag sich daher vorstellen, wie hoch meine Erwartungen waren, als ich zum ersten Mal in "Hallowed", selbstproduzierte Debut-LP und einziges musikalisches Lebenszeiten der ansonsten völlig unbekannten gleichnamigen Gruppe, hereinhörte. Doch die Platte ist ein Beleg dafür, dass man sich (auch) beim Austesten von Musik nicht von Vorurteilen leiten lassen sollte, denn das Scheibchen übertraf meine Erwartungen um ein Vielfaches! Zunächst einmal ist die Produktion wesentlich besser und professioneller, als man es bei einer Eigenproduktion von 1986 erwarten könnte. Hier mag es eine Rolle spielen, dass Hallowed durchaus keine Newbes darstellten, die verspätet noch versuchten, auf den Heavy Metal-Zug aufzuspringen, sondern schon eine ganze Weile unterwegs waren, als ihr Debut das Licht der Welt erblickte. Gegründet hatten sich die Jungs nämlich schon 1979, damals noch unter dem Namen Ice. Später firmierte man unter dem unschlagbar zutreffenden Banner Ourselves, danach unter dem Titel Halloween, ehe man sich 1981 in Hallowed umbenannte (was übrigens offensichtlich nichts mit der beinahe gleichnamigen deutschen Speed Metal-Gruppe zu tun hatte, die nämlich erst ab 1983 Helloween hieß und somit hierbei keine Rolle gespielt haben kann).
Gänzlich unabhängig von der Dauer der Existenz der Band ist allerdings die Frage nach der Qualität der Kompositionen - und die stimmte bei Hallowed. Ihr Album bot eingängigen, intelligent konzipierten Heavy Metal, der nicht zuletzt von der sehr wandelbaren Stimme von Sänger Max Human profitierte. Zeugnis davon legt beispielsweise der hier verlinkte Opener "I Can’t Stop The Fall" ab, der im Refrain sehr effektvoll gelayerte Vocals einbringt, die zwar nicht bezüglich der Stimmlage, aber im Hinblick auf das Arrangement leicht an frühe Blind Guardian denken lassen - allerdings abzüglich der Speed-Anleihen, die bei Hallowed nur sehr vereinzelt einmal aufleuchten. Alles in allem jedenfalls ein verborgenes Juwel der italienischen Szene, dem etwas mehr Aufmerksamkeit sicherlich gut angestanden hätte.
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