<p>So
steht man dann also wieder in der Backstage-Halle und wartet darauf,
dass die ersten Töne erklingen. Zum ersten Male seit über zwei
Jahren – beinahe hatte man schon vergessen, wie es sich anfühlt
auf so einem Metal-Konzert! Doch alsbald stellt sich wieder das alte
Live-Feeling ein, als Cobra Spell den unter dem Motto „Kings Of The
Underground“ stehenden Abend eröffnen. Den niederländischen
Youngstern wurde ja in jüngster Zeit vom Schicksal übel
mitgespielt, haben doch während der laufenden Tour binnen weniger
Wochen Drummer, Sänger und Rhythmusgitarristin die Band verlassen –
in diesem Sinne wirkt das eingestreute Cover von W.A.S.P. beinahe
folgerichtig, scheint doch Bandchefin Sonja Anubis mit ihrem Idol
Blacky Lawless, so pfeifen es die Spatzen zumindest von den Dächern,
auch die schwierige Persönlichkeit gemein zu haben. So sehr man sich
also freuen kann, dass die Truppe es überhaupt geschafft hat, an
diesem Abend auf der Bühne zu stehen, so sehr macht sich leider auch
bemerkbar, dass die Band in dieser Besetzung noch nicht allzu oft
zusammengespielt hat. Oder ist es am Ende das Songmaterial, das –
neuerdings auch noch mit weiblichen Vocals dargeboten – doch eine
Spur zu seicht für den Zuschnitt des Abends ist? In jedem Falle ist
es zu bedauern, dass die Stücke nicht voll zünden konnten, denn
einige Melodien haben durchaus gehobenes Potential. So aber haben die
Damen abgesehen von schrillen Outfits irgendwo zwischen ABBA und
Prinzessin Leia in Jabbas Palast nur ein hart am Rande des
Erträglichen stehendes Stageacting sowie (als einzige Band des
Abends!) eine eigene Photographen-Delegation zu bieten, die sich
mangels Bühnengraben nach bestem Vermögen durch das Publikum
pflügen muss.</p><p>
<br>
</p><p>
Demgegenüber
lassen Ambush in der Folge die Menge erstmals richtig brodeln. Wie
schon 2017 zeigen die Schweden, dass sie live eine absolute Macht
sind und liefern ein Set mit sämtlichen Band-Klassikern, garniert
mit den besten Songs des 2020er Albums „Infidel“ und untermalt
mit einer perfekt choreographierten Bühnenshow die sofort den
Gedanken an die jungen Accept der achtziger Jahre aufkommen lässt.</p><p>
<br>
</p><p>
Auf
dieses Highlight folgt mit Evil Invaders der nominell härteste Act
des Abends, doch tun sich die Belgier ein wenig schwer, spielen sie
doch viele Songs von ihrem kürzlich erschienenen Album „Shattering
Reflection“, die leider nur durchwachsenes Niveau erreichen.
Letzten Endes retten die Nummern der ersten zwei Alben den Abend und
sorgen für einen gelungenen Auftritt.</p><p>
<br>
</p><p>
Demgegenüber
haben Enforcer ihr jüngstes „Zenith“-Debakel bereits
weitestgehend überwunden und sind dankenswerterweise zu einem Set
zurückgekehrt, das die Songs der Hit-Alben um „Diamonds“ und
„Death By Fire“ in den Mittelpunkt rückt. Als Headliner spielt
die Gruppe als einzige Band nicht auf dem Equipment von Evil
Invaders, sondern nutzt ihre eigene Anlage. Das erweist sich jedoch
als Fehler, denn die Schweden leiden ihren gesamten Auftritt über
unter einem viel zu leisen Gesang, der gegenüber den Gitarren völlig
untergeht. Doch die Vorzeigegruppe der NWoTHM lässt sich davon
natürlich nicht beirren und kann mit ihren Evergreens, die im
Gegensatz zu meiner ersten Begegnung mit der Band, als sie 2016 als
Vorgruppe für Destruction fungierte, auch in angemessener Breite
zelebriert werden können, die gute Stimmung, für die die vorigen
Acts bereits gesorgt hatten, perfekt ausnutzen. Eine feine Geste ist
es überdies, wenn zu „From Beyond“ Sonja Anubis noch einmal für
ein Gitarren-Feature auf die Bühne gerufen wird – so geht
Nachwuchsförderung! Lediglich der Abschluss der Show gerät zu einem
Missgeschick, kollabiert doch am Ende des letzten Refrains zu
„Midnight Vice“ eine Person im Publikum. Die Dame kommt zwar
zügig wieder zu sich, doch die mehrminütige Unterbrechung des
Auftritts, nur um dann im Anschluss noch dreißig Sekunden
Gitarren-Geschrammel nachzuliefern, bevor endgültig Schluss ist, mag
man getrost als antiklimaktisch bezeichnen. Dennoch: Unter dem Strich
steht ein absolut gelungener, klassischer Heavy Metal-Gig mit
Headbanging und Stagediving und allem, was dazugehört, und ein
gelungener Auftakt für eine hoffentlich komplikationslose
Konzert-Ära nach Corona.</p><p><br></p><p>https://www.metalcrew.de/community/gallery/userImages/26/1731-26649fd4-large.jpg</p>
Participate now!
Don’t have an account yet? Register yourself now and be a part of our community!