Raven - All Hell’s Breaking Loose

    • Offizieller Beitrag

    Review: Raven - All Hell’s Breaking Loose

    Gespannt durfte man durchaus sein auf die neue Scheibe der NWoBHM-Veteranen von Raven, die nach dreijähriger Wartezeit jüngst in die Plattenläden kam. Immerhin hatte der sympathische Briten-Dreier nach der Hereinnahme von Mike Heller als Drummer 2020 mit "Metal City" ein großartiges Spätwerk veröffentlicht, das sämtliche Outputs der Band seit dem Ende der Achtziger in den Schatten zu stellen verstand. Und die Hoffnungen auf eine Fortsetzung waren groß, denn schon rein optisch schloss "All Hell’s Breaking Loose" mit seinem quietschbunten, herrlich bekloppten Albumcover zielgenau an den Vorgänger an. Fliegende Untertassen, Tentakelmonster und ein Laser-Kettensägen-Dinosaurier, alle angeordnet um das heroisch in der Bildmitte posierende Musikertrio - count me up!

    Und die hohen Erwartungen können vollends erfüllt werden, denn Raven lassen mit ihrem fünfzehnten Studiowerk überhaupt nichts anbrennen. Schon der Opener "Medieval" geht nach einem kurzen, für die Band beinahe untypischen Einstiegsteil umgehend in die Vollen, um dem Hörer mit einem hysterisch eskalierenden Pre-Chorus schon direkt zu Beginn sämtliche Synapsen zu zerfetzen, ehe ein Refrain folgt, der so auch direkt aus "All For One"-Zeiten stammen könnte. Das folgende "Ride The Tsunami" geht in Sachen Tempo minimal moderater zu Werke, bleibt aber fest im Speed Metal verortet und wartet mit einem absoluten Sahne-Refrain auf, dem wohl nur Tote widerstehen können, ohne die Faust gen Himmel zu reißen und mitzushouten. Genau zwei Stücke brauchen Raven, um buchstäblich alles von der Bildfläche zu fegen, was im Grenzbereich zwischen Speed und Heavy Metal in der letzten Zeit veröffentlicht wurde, und die nächstfolgenden Songs spielen durchaus in derselben Liga wie die anfänglichen Brecher.

    Tatsächlich nimmt "All Hell’s Breaking Loose" zur Albummitte sogar noch einmal Fahrt auf. "Desperate Measures" geht mit Brutalo-Drumming voll auf die Zwölf und steht damit in der Nachfolge von "Human Race", dem vielleicht stärksten Song auf der "Metal City"-Scheibe. "Victory’s Call" dagegen gestaltet sich unverschämt melodisch, ohne dabei auch nur einen Iota an mitreißendem Speed zu opfern. Gerade John Gallagher macht gesanglich auch mit Mitte Sechzig noch eine selbst in höchsten Tonlagen beeindruckende Figur und schafft es gleichzeitig noch, seinem Bassspiel eine außergewöhnliche Präsenz zu verleihen. Sicher, der Tieftöner war im Soundbild von Raven schon immer einigermaßen prominent, nicht zuletzt bedingt dadurch, dass die Band eben nur über eine Gitarre verfügt, aber in der Frequenz der Bass-Leads scheint "All Hell’s Breaking Loose" doch den meisten anderen Outputs der Gruppe noch einmal etwas voraus zu haben. Daneben hat natürlich auch Youngster Mike Heller wiederum großen Anteil am Gelingen der Scheibe als Gesamtwerk. Sein Drumming ist an Energie und Momentum kaum zu überbieten und hebt die musikalische Darbietung insgesamt auf ein ganz neues Niveau.

    Das Einzige, was man auf "All Hell’s Breaking Loose" vergeblich sucht, ist einer jener Sechs- bis Siebenminüter, wie sie die Briten sonst gerne als Ausgleich zu ihrem sonstigen Athletic-Rock-Feuerwerk auf ihren Alben placieren; allerdings lässt sich hierzu anmerken, dass "When Worlds Collide" vom letzten Longplayer dort einen der unauffälligeren Tracks darstellte und dass auf dem aktuellen Werk der Refrain von "The Far Side" zumindest ein angemessen apokalyptisches Feeling erzeugt.

    Fazit:

    Mit Album Nummer fünfzehn sind Raven den hohen Ansprüchen einmal mehr gerecht geworden. Nach "Metal City" von 2020 verteidigt das Trio seinen Status als diejenige NWoBHM-Band, die sich aktuell der besten Form erfreut, unter anderem gegen Tygers Of Pan Tang und ja, auch die letzte Satan-Scheibe muss gegen "All Hell’s Breaking Loose" hintanstehen. Dieser Longplayer ist die Vollbedienung für jeden Speed-Freak und wird in der Diskussion um das Album des Jahres ein gewichtiges Wörtchen mitzureden haben.

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