Journalismus ist ja eigentlich etwas gutes, immerhin würden wir sonst nichts über unsere Musik-Heroen erfahren. Hier aber geht es, wie die Wahl des Themenbereichs schon andeutet, um explizit schlechten Journalismus. Konkret bin ich beispielsweise gerade über diesen Konzertbericht von den Kollegen von metal1 zu Destruction im Backstage gestolpert und habe nicht das Gefühl, auf dem gleichen Gig gewesen zu sein.
https://www.metal1.info/konzerte/destr…forcer-nervosa/
Der Part zu Nervosa ist dermaßen überschwänglich geschrieben, dass man fast den Eindruck bekommt, die würden dafür bezahlt. Ja, sie waren live besser als auf CD. Aber keineswegs hatten sie das Publikum sofort im Griff, sondern hat durchaus ein paar Songs zum warm werden gebraucht.
Zu dem Teil von Enforcer fällt mir dann gar nichts mehr ein. Die stimmungstechnisch vielleicht beste Show des Abends wird da zum Tiefpunkt herabgewürdigt.
Und auch mit dem Abschnitt zu Flotsam & Jetsam habe ich so meine Probleme. Dass die Live-Show der Amis kaum mehr vorhanden ist, sehe ich ein. Dass das an manchen Stellen der Stimmung schadet - gebongt. Aber was der durchschnittliche Thrasher musikalisch gegen den absolut ursprünglichen Thrash von Eric A.K. und Co. haben soll, will mir absolut nicht in den Kopf und diese Behauptung ist mir auch zuvor nie untergekommen.
Und auch von Soundproblemen bei Destruction ist mir, abgesehen vom Ausfall des Basses, nichts aufgefallen, wobei das daran liegen mag, dass ich in der ersten Reihe stand, wo der Sound erfahrungsgemäß selten optimal ist.
Trotzdem - unter dem Strich steht ein völlig verpatzter Konzertbericht und wenn man dann noch die Schweden von Enforcer als Amis tituliert, die Outfits trotz eindeutiger Reminiszenzen an Judas Priest als Spinal Tap bezeichnet und das Debüt von Flotsam & Jetsam um zehn Jahre auf 1996 zurückdatiert, kann man wohl getrost von grottenschlechtem Journalismus sprechen.